Weil ich viel häufiger Sex will als meine Freundin findet sie, dass ich sexsüchtig bin. Ab wann kann man von einer Sexsucht sprechen?
SafeZone.ch hat diese Frage beantwortet:
Es gibt nicht einfach verbindliche Zahlen wie beispielsweise „einmal Sex pro Tag ist okay und mehr gilt als Sucht“. Anzeichen für eine Abhängigkeit ist – wie auch bei andern Suchtformen - nicht alleine die Häufigkeit. Zudem haben Menschen schon von Natur aus sehr unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse. Wenn ein Paar täglich mehrmals Sex hat und beide damit glücklich sind, ist das schön und hat nichts mit Sucht zu tun.
Die Beziehung spielt bezüglich der Sexsucht eine wichtige Rolle. Da Sex in unseren moralischen Vorstellungen mit fester Partnerschaft und Liebe verknüpft ist, ergeben sich zwangsläufig Probleme, wenn die sexuellen Bedürfnisse bei einem Paar auseinandergehen. Und dies passiert in den meisten Paarbeziehungen irgendwann. Die Frage ist nun, wie damit umgegangen werden kann. Offen über eigene Bedürfnisse zu sprechen, erhöht schon einmal die Chance, nicht in eine Sexsucht abzugleiten. Lässt sich ein Kompromiss finden? Es gibt Paare, die gestehen einander Sex ausserhalb der Beziehung zu. Andere trennen sich, wenn ihre Vorstellungen zu weit auseinandergehen.
Vielfach werden solche Konflikte nicht offen ausgetragen und die sexuelle Lust oder Liebesgefühle heimlich ausgelebt. Es kann dann durchaus sein, dass sich ein verheirateter Mann, welcher zum Beispiel einmal pro Monat ins Bordell geht, als süchtig wahrnimmt. Weil er es versteckt macht, besteht die Gefahr, dass immer mehr sexuelle Energie von der Beziehung abgesogen wird und die „Ersatzwelt“ immer verführerischer erscheint. Das kann negative Gefühle und Gewissensbisse erzeugen, die er wiederum im Bordell betäubt. In diesem typischen Suchtkreislauf ist der Sex ein Ersatz für die Kommunikation geworden. Mit Sex können übrigens auch andere Probleme abreagiert werden.
Sehr verlockend ist für viele Männer, die sexuellen Bedürfnisse virtuell zu befriedigen. Gerade die leichte und dauernde Verfügbarkeit sowie die extremen Formen von Pornovideos im Internet üben eine grosse Anziehungskraft aus und lassen die reale Sexualität verblassen – ob ausserhalb oder innerhalb einer Beziehung, ob heimlich oder offen. Hier spielt dann die Häufigkeit sehr wohl eine Rolle. Ob jemand alle paar Tage vor dem Bildschirm onaniert oder jede freie Minute den Zwang dazu verspürt, macht einen Unterschied. Internetpornografie trägt leider auch dazu bei, dass schon junge Menschen unrealistische Erwartungen an die Sexualität entwickeln und mit den „komplizierten“ echten Beziehungen überfordert sind.
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