Angehörige unterstützen – zu sich selbst Sorge tragen
Trinkt Ihr Partner oder Ihre Partnerin zu viel Alkohol oder raucht regelmässig Cannabis? Machen Sie sich Sorgen wegen der Internetnutzung, des Glücksspiels oder eines anderen Suchtproblems einer nahestehenden Person? Es ist nicht immer einfach zu beurteilen, wie es der betroffenen Person wirklich geht. Angehörige können jedoch eine wichtige Rolle bei der Früherkennung von Suchtproblemen und der Unterstützung bei der Problemlösung spielen. Wichtig ist, dass Sie dabei nicht vergessen, auf sich selbst zu achten.
Was kann ich tun? Hinschauen statt wegschauen
Haben Sie den Mut, das Thema anzusprechen, wenn Sie sich Sorgen machen. Wichtig ist, dass Sie sich Ihrer Rolle bewusst sind und sich nicht in die Probleme hineinziehen lassen. Die folgenden Informationen können Ihnen helfen, sich vorzubereiten und mögliche Hilfsangebote kennen zu lernen.
Reaktionen aus dem Umfeld sind hilfreich, damit die betroffene Person ihren Konsum verändern kann. Angehörige und Nahestehende können hilfreiche Impulse geben, indem sie aktiv das Gespräch suchen, anstatt das Thema zu vermeiden. So wird die betroffene Person ernst genommen und ist vielleicht bereit, über ihren Konsum nachzudenken und sich Fragen zu stellen: «Da macht sich jemand Sorgen. Ist mein Alkoholkonsum vielleicht wirklich ein Problem?»
Möglicherweise kann schon ein erstes Gespräch jemanden motivieren, etwas zu ändern. Aber oft brauchen Betroffene eine Weile, manchmal eine lange Zeit, um etwas zu unternehmen. Als Angehöriger können Sie viel bewirken, wenn Sie hinschauen und bei guten Gelegenheiten immer wieder das Gespräch suchen. Achten Sie aber auch darauf, dass Sie sich nicht zu sehr von dem Problem vereinnahmen lassen. Achten Sie auch auf sich selbst! Letztlich muss der/die Betroffene selbst eine Veränderung wollen. Als nahestehende Person können Sie zwar Impulse geben und motivieren, aber Sie können niemanden zu einer Veränderung zwingen.
Sorgen ausdrücken
Wenn Sie bei einem nahestehenden Menschen Beobachtungen machen, die Ihnen Sorgen bereiten, ist es wichtig, diese in der ICH-Form auszusprechen. Sprechen Sie dabei über Ihre eigenen Gefühle und Beobachtungen: «Ich mache mir Sorgen, weil ich das Gefühl habe, dass du dir mit dem Cannabiskonsum schaden könntest», «Ich bin besorgt, weil ich in letzter Zeit beobachte, dass du häufiger Alkohol trinkst als früher», «Ich möchte das ansprechen, weil mir dein Wohlergehen wichtig ist». Und man kann Fragen stellen: «Wie siehst du das?», «Findest du das auch?»
Wenn Sie das Gespräch suchen, empfehlen wir Ihnen, die folgenden Punkte zu beachten:
- Führen Sie das Gespräch aus der Haltung der eigenen Sorge und Betroffenheit heraus.
- Haben Sie Mut, die Dinge beim Namen zu nennen.
- Diskutieren Sie nicht mit abhängigen Menschen, wenn sie betrunken sind oder unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen stehen.
- Wählen Sie den Zeitpunkt eines Gesprächs bewusst in einer «guten Phase».
- Machen Sie keine Vorwürfe und geben Sie keine Anordnungen, sonst verschliessen sich viele vor einem Gespräch.
- Sprechen Sie die eigenen Sorgen und Beobachtungen an und fragen Sie aktiv nach der Meinung der betroffenen Person. So fühlt sich ihr Gegenüber ernst genommen und kann leichter ins Gespräch einsteigen.
- Wenn Sie Vorschläge in Fragen kleiden, ist die Chance höher, dass sie auch angenommen werden.
- Fragen, ob sich die betroffene Person vorstellen kann, sich über die Risiken des Substanzkonsums zu informieren.
- Fragen, ob sie sich überlegen möchte, mit einer Fachperson zu sprechen.
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Letzte Fragen von Angehörigen:
Ich bin seit 10 Jahren mit einem Alkoholiker zusammen. Die Sucht habe ich relativ früh erkannt weil er sich sehr auffällig verhielt, wenn er zu viel getrunken hatte oder die Fahne war zu penetrant. Wir hatten unzählige Streitereien wegen dem Alkohol, er ist mir mehrmals fremdgegangen, hat mich immer wieder belogen...immer unter Alkoholeinfluss. Mittlerweile hat das Ganze neue Dimensionen angenommen, er ist zum ersten Mal unentschuldigt der Arbeit ferngeblieben und war unter drogen und alkoholeinfluss mit dem Auto unterwegs. Wenn er nüchtern ist, weiss er selber, dass das was er macht ein absolutes no go ist. Jedoch ändert sich kaum etwas nach unseren Gesprächen und Vereinbarung die getroffen wurden, werden nicht eingehalten. Ich habe ihn immer wieder versucht zu verstehen und die Dinge aus seiner Perspektive zu sehen. Ich merke jedoch, dass ich einfach nicht mehr die Energie habe seine Eskapaden weiterhin zu ertragen. Wir verstehen uns wenn er nüchtern ist super, haben es lustig zusammen und alles ist harmonisch. Aber der Alkohol macht diese Harmonie immer wieder zunichte. Ich liebe ihn trotz allem noch und weiss, dass er im Grunde ein toller Mensch ist. Den Alkohol als ständigen unerwünschten Begleiter jedoch hasse ich mittlerweile wie die Pest. Er gesteht sich die Sucht auch ein und sagt selber, dass er davon loskommen möchte. Aber nichts hat bis jetzt geholfen, keine Psychotherapie, keine Suchtberatung und keine Medikamente. Einen stationären Entzug lehnt er vehement ab. Ist es also egoistisch von mir, wenn ich nun lieber auf meine Bedürfnisse achten möchte? Lasse ich ihn fallen, wenn ich mich von ihm trenne, obwohl wir ja auch schöne Momente zusammen hatten und auch immer noch haben? Die Entscheidung fällt mir extrem schwer aber so wie es jetzt ist, kann es nicht mehr weitergehen...ich weiss keinen Rat mehr.
Meine Frau hatte seit ihrer Jugend Alkoholprobleme, die sie allerdings seit gut 10 Jahren nun im Griff hat (kein Verlangen mehr nach Alkohol), allerdings hat sie auch schon immer häufig Cannabis geraucht, wenn sie welches zur Verfügung hatte und nicht testen lassen musste. Auch wenn sie längere Zeit keins konsumiert, beschäftigt es sie ständig und sie denkt immer daran. Wenn sie welches hat, raucht sie pausenlos, bis alles weg ist. Sie kann es nicht einteilen oder aufheben, für z.B. eine Party oder so. Letzten Sommer hatte sie etwas mit synthetischem Stoff erhalten (Vape) und das hatte eine extreme Wrkung, sie war tagelang high und konnte kaum laufen. Nach dem Absetzen hat es noch ein paar Tage gedauert, bis sie back to normal war. Dann hatte sie von einem Bekannten Hasch bekommen, das sie irgendwie total aggressiv gemacht hat. Nach solchen Ereignissen ist sie immer für ein paar Wochen clean und ok, doch dann will sie unbedingt wieder welches haben, weil sie sagt, daß es heutzutage normal ist und sogar legal in so vielen Ländern und man sollte nicht so eine große Sache draus machen und das ganze eben locker sehen, just for fun. Fun ist es aber in meinen Augen schon lange nicht mehr. Wir verstehen uns ansonsten hervorragend und sind glücklich aber sobald die Drogen ins Spiel kommen, haben wir uns nur in den Haaren, weil sie sich dann sofort verändert in ihrer Persönlichkeit und wir dann auch nirgends hin können oder keinen Besuch haben, weil jeder sofort sieht, daß sie high ist. Ich habe ziemlich viel Verantwortung in unserer Ehe, weil ich das Geld verdiene (sie findet keinen Job), ich viele Sachen erledigen muß (sie kann kein gutes Deutsch) und sie hat auch keinen Führerschein. Sie führt den Haushalt, kocht, wäscht, putzt usw…. Was ich sehr wertvoll finde, aber irgendwie kommt es mir manchmal vor, als hätte ich eine Jugendliche mit mir leben, anstelle eine erwachsene Frau. Bin ich so konservativ im Hinblick auf Cannabis Rauchen? Ist es normal, daß eine nicht mehr ganz junge Frau (45 Jahre) vorwiegend ans kiffen denkt und wenig Initiative zeigt beim Deutsch lernen oder Arbeit finden? Ist es normal, daß sie lieber mir Rauchern, Kiffern usw. rumhängt als mit Menschen, die nicht trinken und rauchen (findet sie irgendwie langweilig und spiessig)….. Wie soll ich mich verhalten?
Neulich auf einer Party habe ich mich mit jemandem über Drogenerfahrungen unterhalten. Die Person erzählte mir, dass sie seit einiger Zeit ab und an Partydrogen konsumiert (ausprobiert), jedoch allgemein eher wenig davon spürt, obwohl sie dieselbe Menge "xy" einnimmt wie andere. Sie ist durchschnittlich gross und entsprechend normalgewichtig. Ich habe mich dann gefragt, worauf es denn ankommt, ob jemand bei Menge A einer Substanz "xy" bereits high wird oder erst bei Menge B und ab wann es u. U. gefährlich werden könnte. Sollte ich die Person auf der nächsten Party wieder antreffen, was könmte ich ihr raten? Ich persönlich habe da eben an die Gefahr der Überdosierung gedacht... Es gibt wohl je nach Mensch eine unterschiedliche Sensitivität gegenüber Substanzen, aber warum ist das so? Ist das neurologisch bedingt? Oder kann es evtl. auch ein psychischer Abwehrmechanismus sein? (Angst vor Kontrollverlust...) Vielen Dank im Voraus.