Mein Vater ist Marijuanasüchtig. Am liebsten würde ich ihm meine Gefühle anschreien. Aber ich habe Angst davor, auch wegen seiner psychischen Verfassung. Habt ihr Ideen wie ich das angehen soll?

Hallo

Ich bin 23 Jahre alt. Meine Eltern sind seit ich 3 Jahre alt bin geschieden. Meine Mutter hatte das Sorgerecht und jedes zweite Wochenende besuchten wir unseren Vater. Mein Vater ist seit ich denken kann Marijuanasüchtig. Er raucht je nach dem zwischen 10 und 15 Joints am Tag. Als Kind war es so, dass er mir und meiner Schwester verbot, unserer Mutter von seinem Konsum zu erzählen. Er sagte uns: ''Wenn ihr euer Mutter etwas davon erzählt, darf ich euch nie wieder sehen und ich weiss nicht was ich ohne euch machen würde. Ohne euch hätte ich mich schon lange vor einen Zug geworfen.'' Als Kind verstand ich diese Manipulation nicht. Und hatte immer sehr grosse Angst, dass jemand erfährt, dass mein Vater kifft und er einen Suizid begeht. Daher schwieg ich jahrelang. Er benutzte mich auch als Aufseherin, beispielsweise wenn er im Zug einen Joint drehte, musste ich Ausschau halten, ob jemand kommt. Auch hatte ich auch in der Öffentlichkeit immer Angst, dass uns jemand ertappt. Das erste mal als mein Vater mir einen Joint anbot war ich 14 Jahre alt. Ich kiffte damals regelmässig mit ihm. Wenn ich nicht mit ihm kiffen wollte, sagte er ich sei komisch. Weil ich wollte das er mich gerne hat, kiffte ich oft mit. Neben dem Kiffen bot er mir auch andere Subtanzen wie LSD und irgendwelche Pillen an. Ich habe aber immer abgelehnt ( zum Glück ). Heute ist mein Vater 53 und ohne Arbeit. Seit c.a 5 Jahren bezieht er Sozialhilfe und jammert immer er habe kein Geld. Ich allerdings kann ihn nicht ernst nehmen, weil er so viel kifft und für das Rauchen so viel Geld ausgibt. Bei meinem Vater dreht sich heute noch alles nur um das Kiffen. Ich habe sehr wenig Kontakt zu ihm. Auch weil er immer total benebelt und ''drauf'' ist. Für mich ist es dann schwierig, mit ihm zu Sprechen, da ich mich nicht ernst genommen fühle, vor allem weil ich das Gefühl habe dass meine Worte nicht bei ihm ankommen. Ich habe sehr ambivalente Gefühle ihm gegenüber. Einerseits bin ich sehr wütend und sehr traurig. Wie kann man als Vater so verantwortungslos sein? Ich verstehe dass nicht... Ich habe es bis heute nicht geschafft, ihm meine Gefühle mitzuteilen und ihm zu sagen: ''dass was du mit uns gemacht hast war scheisse und für die Entwicklung von mir und Meiner Schwester nicht förderlich'' Meine Schwester war 10 Jahre lang an Bulimie erkrankt und in 2 Kliniken. Wie kann man als Vater seine Sucht über die eigenen Kinder stellen? Ich verstehe dass nicht... und es tut mir auch weh ihn so zu sehen für mich ist er einfach ein ''armer siech'' der sein Leben verkakt hat. Ich merke aber immer mehr und mehr, wie ich ihn vergesse... oder eben verdränge und ich weiss, dass dies nicht gut für mich ist, weil es mich irgendwann einholen wird. Am liebsten würde ich ihm meine Gefühle anschreien. Aber ich habe Angst davor, ihn so zu beschuldigen... auch wegen seiner psychischen Verfassung und weil er so unberechenbar ist. Was meint ihr? Habt ihr Ideen wie ich das angehen soll? oder Erfahrungen?

Danke.

SafeZone.ch hat diese Frage beantwortet:

Guten Tag Belen.M, herzlich willkommen im Forum!

Sie schreiben eindrücklich über die schwierige Beziehung zu ihrem Vater. Darüber, wie er Sie und ihre Schwester als Kind manipuliert und benutzt hat. Bereits als kleines Kind mussten Sie ihn schützen, als Jugendliche mussten Sie sich mit ihm verbünden. Sie und ihre Schwester haben lange darunter gelitten. Nun, als junge Erwachsene, durchschauen Sie ihren Vater besser und sie können sich ein Stück weit von ihm abgrenzen.

Aber immer noch sind Sie in dieser Ambivalenz gefangen. Sie bedauern ihren Vater und gleichzeitig ärgern Sie sich über ihn. Sie spüren noch die Verletzungen und sind gleichzeitig wütend. Sie würden Ihm gerne sagen wie Sie sich fühlen, wissen aber nicht wie Sie dies anstellen sollen.

Wichtig ist, dass Sie sich in diesem Prozess Zeit lassen, dass Sie zu sich selber finden und ihr Leben nach ihren Vorstellungen und Wünschen gestalten. Nun, als junge Erwachsene, ist es wichtig dass Sie ihren eigenen Weg finden. Sie dürfen jetzt los lassen von ihrer Vergangenheit und sich auf sich selber konzentrieren. Früher oder später wird dann der Moment kommen, in dem Sie aus einer gefestigten Position heraus bereit sind, ihrem Vater bestimmte Fragen zu stellen und gewisse Dinge mit ihm zu klären.

Hat jemand aus der Forencommunity ähnliche Erfahrungen gemacht? Eure Beiträge sind herzlich willkommen.

Liebe Grüsse

SafeZone-Sara


SafeZone.ch-User schreibt:

Hallo Belen, das tut mir alles sehr leid und wünsche dir ganz viel Kraft! Hast du dir mal überlegt ihm einen Brief zu schreiben? Den kann er dann in aller Ruhe lesen, und wenn er es nicht versteht hat er die Chance den Brief immer wieder zu lesen.

Ich hatte eine mühsame Beziehung zu meinem Vater in meiner Kindheit weil er uns immer Versprechungen gemacht hat welche er nicht gehalten hat. Das ging so weit das ich Albträume bekam wo ich versuchte seine Zuneigung zu erlangen und er immer mehr weg ging von mir. Ich ging dann zum Psychiater, es hat unglaublich gut getan regelmässig 1 mal in der Woche mit jemanden zu sprechen wo ich alles sagen kann was ich wollte, ohne das es jemand anderes erfahrt oder ich mich hätte schämen müssen. Nach der Therapie habe ich mich entschieden ihm meine Enttäuschung mitzuteilen und ihm zu sagen das wenn er so weitermacht, ich den Kontakt zu ihm definitiv abbrechen muss weil die Enttäuschungen mich jedesmal total runterziehen. Ich habe ihm das so gesagt, sagte ihm ich will nicht das er etwas sagt sondern ich habe ihm etwas zu sagen und dann ging ich. Ohne seine faulen Entschuldigung anzuhören. Nachdem folgte eine Kontaktpause von unglaublichen 8 Jahren. Aber mir ging es besser in der Zeit weil ich ihm gesagt habe wie sehr ich enttäuscht bin von ihm und wie sehr er mir wehmacht! Diese Jahr hat er sich bei mir gemeldet, wir haben uns getroffen und er hat lange geredet, es wurde ihm anscheinend viel bewusst, natürlich auch weil er älter wurde und ihm bewusst wurde das er irgendwann nur noch seine Kinder haben wird welche sich um ihn kümmern werden. Er hat viel geändert und gibt sich jetzt viel Mühe. Jetzt haben wir wieder regelmässig Kontakt. Ich weiss das es bei dir viel schwieriger ist, aber eventuell ist es für dich ein Versuch Wert ihm deine Gefühle aufzuschreiben damit es dir besser geht.. Ich wünsche dir und deiner Schwester viel Kraft!!!


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