Ich bin seit 10 Jahren mit einem Alkoholiker zusammen. Die Sucht habe ich relativ früh erkannt weil er sich sehr auffällig verhielt, wenn er zu viel getrunken hatte oder die Fahne war zu penetrant. Wir hatten unzählige Streitereien wegen dem Alkohol, er ist mir mehrmals fremdgegangen, hat mich immer wieder belogen...immer unter Alkoholeinfluss. Mittlerweile hat das Ganze neue Dimensionen angenommen, er ist zum ersten Mal unentschuldigt der Arbeit ferngeblieben und war unter drogen und alkoholeinfluss mit dem Auto unterwegs. Wenn er nüchtern ist, weiss er selber, dass das was er macht ein absolutes no go ist. Jedoch ändert sich kaum etwas nach unseren Gesprächen und Vereinbarung die getroffen wurden, werden nicht eingehalten. Ich habe ihn immer wieder versucht zu verstehen und die Dinge aus seiner Perspektive zu sehen. Ich merke jedoch, dass ich einfach nicht mehr die Energie habe seine Eskapaden weiterhin zu ertragen. Wir verstehen uns wenn er nüchtern ist super, haben es lustig zusammen und alles ist harmonisch. Aber der Alkohol macht diese Harmonie immer wieder zunichte. Ich liebe ihn trotz allem noch und weiss, dass er im Grunde ein toller Mensch ist. Den Alkohol als ständigen unerwünschten Begleiter jedoch hasse ich mittlerweile wie die Pest. Er gesteht sich die Sucht auch ein und sagt selber, dass er davon loskommen möchte. Aber nichts hat bis jetzt geholfen, keine Psychotherapie, keine Suchtberatung und keine Medikamente. Einen stationären Entzug lehnt er vehement ab. Ist es also egoistisch von mir, wenn ich nun lieber auf meine Bedürfnisse achten möchte? Lasse ich ihn fallen, wenn ich mich von ihm trenne, obwohl wir ja auch schöne Momente zusammen hatten und auch immer noch haben? Die Entscheidung fällt mir extrem schwer aber so wie es jetzt ist, kann es nicht mehr weitergehen...ich weiss keinen Rat mehr.

SafeZone.ch hat diese Frage beantwortet:

Vielen Dank für Ihre Anfrage

Sie fragen sich, ob Sie sich das Recht nehmen dürfen, sich von Ihrem Partner zu trennen, unter dessen Alkoholproblem und dem damit verbundenen Verhalten Sie schon seit Jahren leiden. Er ist zwar einsichtig und hat schon diverse Behandlungsversuche hinter sich, jedoch ohne Erfolg. Jetzt stellen Sie anscheinend fest, dass die Sucht immer weiter fortschreitet und die Zeiten ohne Konsum immer weniger werden.

Vielleicht ist es wichtig zu beachten, dass auch wenn Ihr Partner ohne Alkohol ein toller Mensch ist und er sich bemüht, sein Alkoholproblem zu lösen, Ihr Leiden unter seinem Verhalten Ihr eigenes Leben negativ beeinflusst. Möglicherweise geht es daher bei einer allfälligen Entscheidung weniger darum, dass Sie sich gegen Ihren Partner, sondern für Ihre eigenes Leben entscheiden.

Häufig ist es für Angehörige schwer nachvollziehbar, warum es nicht gelingen kann, den Konsum, der offensichtlich so viele Nachteile bringt, einfach zu stoppen.

Warum jemand süchtig wird, kann viele Ursachen haben. Sucht hat häufig auch mit traumatischen Erlebnissen zu tun. Der Konsum von Substanzen, die sie sich auf das unmittelbare Lebensgefühl auswirken, kann ein Versuch sein, ein unbewusstes permanentes Unwohlgefühl zu «behandeln.» Ein Trauma kann durch ein einmaliges schlimmes Erlebnis hervorgerufen werden, aber auch durch wiederkehrende «schlechte» Behandlung in der Kindheit und Jugend wie emotionale oder körperliche Verwahrlosung, liebloses entwertendes Verhalten durch die engen Bezugspersonen, aber auch Mobbing in der Schule. Besonders traumatisierend sind wiederkehrender körperlicher oder sexueller Missbrauch. Betroffene reden oft nicht darüber, beklagen sich nicht und bringen ihr Leiden nicht mit diesen Erfahrungen in Zusammenhang, insbesondere wenn das Erlebte Ihnen nicht als dramatisch erscheint wie z.B. häufiges angeschrien werden, Liebesentzug, dauerndes kritisiert werden.

Falls dies bei Ihrem Partner der Fall wäre, und in den Therapien nicht darauf eingegangen wurde, kann auch das ein Grund dafür sein, dass die Behandlungsversuche nicht erfolgreich waren.

Hinsichtlich dieses Themas können Sie jedoch wenig ausrichten. Es liegt in der Verantwortung Ihres Partners, sich eine angemessene Behandlung zu suchen und die wichtigen Themen mit den Fachpersonen zu besprechen. Manchmal braucht es verschiedene Anläufe, bis man eine Person gefunden hat, die wirklich passt. Und häufig braucht es verschiedene Versuche, bis es gelingt, ein Suchtverhalten aufzugeben.

Vielleicht kann für Sie ein erster Schritt sein, sich mehr auf das eigene Leben zu konzentrieren. Je nachdem, wie Ihre Lebenssituation aussieht, könnte das bedeuten, sich nicht mehr so häufig zu treffen oder nur noch, wenn Ihr Partner nicht getrunken hat oder aber sich eine eigene Wohnung zu suchen. Vielleicht macht es Sinn, wenn Sie sich in diesem Prozess begleiten lassen. Eine Suchtberatungsstelle macht auch ein Angebot für Angehörige, in der Regel kostenlos.: https://www.infodrog.ch/de/hilfe-finden/suchtindex.html

Sie haben Ihr Anliegen unter den öffentlichen Fragen gestellt. Dort können wir auf Ihre Situation nur beschränkt eingehen. Wenn Sie sich bei SafeZone persönlich beraten lassen möchten, erhalten Sie unter diesem Link kostenfrei eine Beratungsperson zugeteilt, mit der sich anonym austauschen können: https://www.safezone.ch/de/beratung.


Fragen von Angehörigen

Mein partner heroinabhängig versucht zurzeit einen Wiedereingliederungsversuch auf Substitution. Ich frage mich, ob das real ist, so weiter zu machen oder ob ich mir da was vormache?

Seit ca. 2 Jahren beobachte ich und meine Geschwister, dass unsere Mutter 65 Jahre überdurchschnittlich gerne trinkt. Sie hat mir in einem Gespräch auch gesagt, dass es ca. 1/2 Flasche Wein pro Tag ist. Ich vermute teilweise könnte es aber auch mehr sein. Sie kauft sich ständig Wein, obwohl sie mehr als genügend Flaschen zu Hause hat! Wenn sie zu Besuch kommt, muss sie auch immer etwas zum trinken offeriert bekommen oder fragt nach kurzer Zeit, was wir anzubieten haben. Wenn einer meiner Geschwister sie über den Konsum anspricht und ihr sagt, sie solle ihren Konsum einschränken und alkoholfreie Tage einplanen, wird sie wütend oder blockt das Thema einfach ab. Es schwint so als wolle sie nichts an der Situation ändern. Was können wir tun?

Meine Mutter ist Alkoholikerin, mein Vater streitet dies ab. Die Situation belastet mich sehr. Habt ihr Erfahrung damit? Was würdet ihr mir raten?

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