Hallo liebes Safezone-Team Ich wollte gerne wissen ob Suchtverlangen also Craving auch bei Gewohnheiten vorhanden sein können und falls ja was ist dann genau der Unterschied zwischen dem "Gewohnheitsverlangen" und dem Suchtverlangem oder etwas allgemeiner zwischen der Sucht und der Gewohnheit? Liebe Grüsse Stefan

SafeZone.ch hat diese Frage beantwortet:

Lieber Stefan

Auf den ersten Blick erscheint der Unterschied vielleicht nur klein, bei genauem Hinschauen, stellt man jedoch grosse Unterschiede fest. Ich hole daher etwas aus, um diese zu verdeutlichen.

Wenn man eine Handlung mit anschliessender positiver Konsequenz wie z.B. grösserem Wohlbefinden ausführt, wird das Belohnungssystem angeregt und es entstehen Verbindungen zwischen Nervenzellen, die die Chance erhöhen, dass man die Handlung wiederholt.

Dieser Mechanismus kommt bei Gewohnheitsbildung und Suchtentstehung zum Tragen.

Führt man die Handlung wiederholt aus, tritt ein Gewöhnungseffekt ein und das Belohnungssystem wird immer weniger aktiviert. Hat man sich die Handlung angewöhnt, muss man über die Ausführung nicht mehr gross nachdenken. Die Handlung ist automatisiert, was praktisch ist, weil es Energie sparen hilft, z. B. bei regelmässigem Sport treiben oder beim Zähne putzen. Es gibt natürlich auch Gewohnheiten, die zwar kurzfristig Vorteile bringen, die man aber auf Dauer trotzdem nicht so gut findet. Hier spielt aber die individuelle Bewertung eine wichtige Rolle, wie z. B. tägliches Fernsehschauen während des Essens. Das finden manche Menschen ganz in Ordnung und andere denken, sie könnten Ihre Zeit sinnvoller nutzen und sollten ihr Essen bewusst geniessen. Sich solche Gewohnheiten abzugewöhnen, ist nicht immer einfach. Gelingt die Umsetzung, freut man sich darüber und denkt nicht mehr daran oder aber gönnt sich das Verhalten allenfalls ab und zu. Anders als beim Craving taucht das Verlangen nach der Wiederholung des Verhaltens nicht plötzlich und unerwartet auf.

Auch bei Suchtmittelkonsum wird das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert, jedoch sehr viel stärker z.B. wird beim Trinken von Alkohol das Belohnungssystem doppelt so stark angeregt, bei Kokain sogar über 30-mal so stark. Das geschieht zum einen also durch die Substanz selbst, aber auch die Geschwindigkeit des Wirkungseintritts sowie die Umstände, in denen die Substanz konsumiert wird, spielen eine Rolle, z.B. die Zigarette zum Kaffee in der Pause, das Bier am Feierabend zusammen mit den Kollegen. Die verschiedenen Substanzen wirken also unterschiedlich stark auf das Belohnungssystem. Je stärker und unmittelbarer die Wirkung, desto grösser ist die Gefahr, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Dies gilt auch für süchtiges Verhalten wie Glücksspiel, Gamen etc.

Es gibt verschiedene Stadien der Suchtentwicklung. Neben dem missbräuchlichen Konsumieren mit dem Ziel, die Stimmung zu verändern, gibt es die psychische Abhängigkeit mit den Kennzeichen Toleranzsteigerung, Craving sowie Kontrollverlust und die körperliche Abhängigkeit, bei der zu den vorgenannten Symptomen auch noch körperliche Entzugserscheinungen hinzukommen. Auch hält man trotz negativer Konsequenzen am Suchtverhalten fest. All diese Symptome treten bei einer Gewohnheit nicht auf. Übrigens sind nicht alle Menschen gleichermassen anfällig, eine Sucht zu entwickeln. Je besser es gelingt, sich selbst zu akzeptieren und sich etwas Gutes zu tun, desto besser ist man geschützt.


Fragen von Betroffenen

Wegen psychischen Problemen bin ich in Therapie bei einer Psychologin. Ich habe ihr bisher nicht erzählt, dass ich recht viel kiffe, obwohl es vielleicht wichtig wäre. Es macht mir aber Angst, das könnte an die Öffentlichkeit dringen. Als Lehrerin kann ich mir das nicht leisten. Was soll ich tun?

Hallo zuzsammen Ich habe dieses Jahr mit einigen Kollegen zusammen mal den ‘’Dry January’’ versucht. Bedeutet den ersten Monat des Jahres keinen Alkohol zu konsumieren. Normalerweise trinke ich 3- 4 Mal pro Woche gerne ein Feierabendbier. In der ersten Woche hatte ich am Abend teilweise eine grosse Lust verspürt ein Bier zu trinken, habe dann jeweils ein alkoholfreies Bier getrunken. Ich wollte sie nun fragen, ob das ein Problem darstellt laut dem ICD 11 wenn man teilweise ein Verlangen verspürt ein Bier zu trinken, aber dann anstatt einem ‘’richtigen Bier ‘’ ein alkoholfreies trinken kann. Solange ich auf den Alkohol an sich verzichten kann ist das noch kein Kontrollverlust oder ? Ich würde mich über eine Antwort freuen. Freundliche Grüsse Dario

Hallo, ich bin in einem teils finanziell sehr schwachen Umfeld aufgewachsen (Miete immer mitgezahlt von meinem Azubigehalt etc.) und bin dann auf der Suche gewesen wie man schnell Geld verdienen kann. Habe Ende 2018 den Kryptomarkt entdeckt und (natürlich durch reines Glück) in kurzer Zeit für meine Verhältnisse viel Geld verdient. Hatte einen laufenden Job, Karrieremöglichkeiten, Perspektiven. Habe mich dann dazu entschieden, mich Teilzeit an der Börse als Börsenhändler selbständig zu machen, was ebenfalls 3 Jahre super funktioniert hat. (Waren 2 Wochen von zu Hause und 2 Wochen ganz normal arbeiten). Die schiere Gier nach mehr hat mich mittlerweile, 6 Jahre danach, ALLES verlieren lassen. Ich wollte Vollzeit an der Börse arbeiten - was mein größter Fehler war. Ich bin mittlerweile Vollzeit bei einem Aushilfsjob für Mindestlohn arbeiten und in der Insolvenz. Ich weiß nicht mehr weiter, ich habe keinen einzigen Freund mehr über die letzten Jahre halten können weil ich mich komplett isoliert habe es ist eine Mischung aus natürlich Scham und absoluten Selbsthass, weil ich einfach nicht aufhören kann. Ich pumpe immer wieder Geld an die Börse in der Hoffnung mich dieses Mal an mein Riksikomagement/Plan zu halten (wie die 3 Jahre in denen es lief auch) ohne jeglichen Erfolg. Da die ganze Kryptosache auch nicht sauber im EU Bereich reguliert ist, kann ich mich auch nirgendwo richtig "sperren" lassen. Ich finde immer wieder eine Möglichkeit. Je öfter ich in den Markt schaue und sehe, wie viel ich bereits "haben hätte können" wenn ich einfach nur gekauft und gewartet hätte OHNE aktiv damit zu handeln macht mich absolut depressiv. Habe permanent Geldprobleme und bin mittlerweile extrem abhängig von Essen (Übergewicht) und Kiffen was sich auch auf meine Gesundheit und wohlbefinden schlägt. Das war bis dato eigentlich nie mein Problem. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Es ist als würde ich keinen anderen Ausweg haben außer wieder zu spielen und endlich "Geld zu verdienen" - obwohl ich jetzt schon beim Tippen weiß, dass ich wieder alles verlieren werde. Das läuft jetzt seit 2-3 Jahren am Stück so => ich bekomme Geld aufs Konto => verspiele es => Warten auf das kommende Gehalt und wieder von vorne. Sobald ich aber damit an die Öffentlichkeit gehen würde, fällt meine komplette Maske, weil ich eben nicht mehr erfolgreich bin wie "damals". An meinem Lebensstil merkt man das nicht, weil ich schon immer extrem Bescheiden gelebt habe. Auch bei der Bank etwas sperren zu lassen etc ist mir ebenfalls zu riskant, weil ich mich ja in Insolvenz befinde und wenn der Verwalter merkt, dass ich mit meinem Restgeld wieder an die Börse gehe verfällt sicherlich meine Restschuldbefreiung und ich bin in noch mehr Schwierigkeiten. Ich weiß nicht mehr weiter, wo fängt man denn da an??

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