Meine Tante und mein Bruder sind Alkoholiker. Auch unser Vater hat viel getrunken und ist schliesslich an seiner Alkoholsucht gestorben. Selber trinke ich nur ganz selten. Nun kommt unser 16-jähriger Sohn seit 3 Monaten jedes Wochenende betrunken aus dem Ausgang zurück. Muss ich mir Sorgen machen?

SafeZone.ch hat diese Frage beantwortet:

Ihre Sorge ist sehr gut nachvollziehbar, kennen Sie doch die Auswirkungen einer Alkoholabhängigkeit von Ihrem Vater, Ihrer Tante und Ihrem Bruder her und wissen, was dies bedeutet.

Es gibt tatsächlich eine erbliche Komponente der Alkoholabhängigkeit. Kinder aus belasteten Familien haben ein erheblich grösseres Risiko als andere, selber Alkoholiker zu werden. Das geht aus Studien mit Zwillingen und Adoptivkindern hervor (Berichte dazu finden Sie im Internet). Etwas, das man erben kann ist zum Beispiel die Trinkfestigkeit. Jemand der grosse Mengen an Alkohol verträgt, hat ein grösseres Risiko abhängig zu werden als jemand, der empfindlich darauf reagiert.

Die Gene sind aber bei weitem nicht alles. Andere Einflüsse spielen bei der Entwicklung der Abhängigkeit auch eine grosse Rolle. So ist es sehr wichtig, welche Verhaltensweisen man in der Jugend gelernt hat. Wenn sich Kinder eher alleine gelassen fühlen weil sie nur selten oder gar keine guten Gespräche und keine verlässlichen Beziehungen mit anderen Menschen erleben, steigt das Risiko an einer Abhängigkeit zu erkranken. Der Freundeskreis kann auch einen Einfluss haben. Wer in Gruppen verkehrt, in denen der Konsum von Alkohol hoch im Kurs steht, wird das Trinken in grösseren Mengen eher als normal empfinden als jemand, der sich in einem anderen Umfeld bewegt.

Die Vererbung ist also einer von mehreren Faktoren, der zu einer Alkoholerkrankung führen kann. Sich bewusst zu sein, dass ein gewisses Risiko dazu besteht, da man familiär vorbelastet ist, kann zu einer Chance werden, wenn das Tabu gebrochen und in der Familie darüber gesprochen wird. Welche Gefahren der übermässige Konsum von Alkohol darstellt, wissen Kinder aus belasteten Familien am besten. Deshalb ist das wohlwollende und unterstützende Gespräch der beste Schutz für Ihren Sohn.


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