Ist das noch Sucht nach Alkohol?

Hallo :)

Ich habe eine Frage, die mich schon sehr lange beschäftigt,und zwar ob mein Verhalten auf eine psychische Alkoholabhängigkeit hindeutet.

Ich kann ja mal kurz was zu meinem unrühmlichen Werdegang erzählen:

Meine Kindheit war traumhaft: intaktes Elternhaus wo nie viel getrunken wurde, liebevolle Familie, ich war immer sehr gut in der Schule und es gab auch sonst keine Probeme.

Ich fing mit dem Trinken sehr spät an, bis ich ca. 17 war fand ich Alc immer recht ekelig und hielt mich davon fern. Irgendwann überredete mich ein Junge in den ich damals schrecklich unglücklich verliebt war, mit ihm zu trinken (Liebe kann einen so dumm machen) und kommentierte dies mit den Worten "Na siehste, macht dich doch gleich viel sympathischer."

Ich gebe ihm keine Schuld oder so, es war halt einfach der Auslöser. Irgendwann fing mir der Alkohol auch an zu schmecken und ich entdeckte sehr schnell Bier als mein Lieblingsgetränk.

Von da an wartete ich immer auf eine Gelegenheit endlich mal wieder trinken zu können, das dann auch nie zu knapp. Es war damals super, diese Partyzeit, meine schüchterne, introvertierte Art war mit Bier wie weggeblasen und ich lernte viele neue Leute kennen.

Ich fing dann auch an, ab und an des Abends allein vorm Rechner zu trinken und unterhielt mich dabei gern in Foren oder Chaträumen, bzw mit Kumpels per ICQ.

Schon zu dieser Zeit fing ich an, die leeren Bierflaschen zu verstecken, weil ich es irgendwie schon etwas komisch fand alleine zu trinken und nicht dabei erwischt werden wollte.

Richtig heftig wurde es, als ich zuhause auszog. Die Kontrolle entglitt mir immer mehr, ca. 2 Jahre lang soff ich fast jeden Tag (nur Bier), außer ich war zu fertig nach einem wilden Gelage. Dann schlief ich halt mal einen Tag und ruhte mich aus mit dem festen Vorsatz NIE wieder so viel zu saufen.

In dieser Zeit vernachlässigte ich alle Pflichten und mich selbst sehr, versuchte aber dies alles so gut es ging vor meinem Umfeld zu verstecken/verheimlichen.

Ich fand damals einen sehr lieben Partner, der früher auch gerne mal einen gehoben hat. Wir haben uns auch zusammen nicht selten die Kante gegeben.

Nun müsste man meinen, dass es SO nur noch weiter abwärts gehen kann.

Gings in der ersten Zeit auch: Bis er irgendwann einfach erwachsen wurde und keinen Bock mehr auf Partys und Alkohol hatte, sich nicht mehr völlig abschießen wollte.

Ich war von uns beiden immer diejenige, die ausgehen wollte, mehr saufen wollte etc. Das hat ihn freilich irgendwann sehr genervt, zumal wir uns immer öfter anfingen betrunken zu streiten.

Ihm zu liebe habe ich meinen Konsum stark runtergeschraubt, irgendwann haben wir die Abmachung getroffen, gar nicht mehr zu trinken.

Das ist ca. 4 Jahre her und klappt ganz gut. Ich kann ein ganzes Jahr lang nix trinken, es macht mir nichts aus, doch WEHE der Mann ist aus dem Haus. Dann kauf ich mir ca. 3 Bier, setze mich gemütlich in den Chatraum und saufe 8=x

Ich vertrag auch nichts mehr, nach 3 Bier ist Schluss und ich penne ein, wo ich grad sitze.

Am nächsten Tag fühle ich mich immer schlecht/schuldig/depressiv. Und frage mich, was mit mir eigentlich nicht stimmt. Ich schaffe es die GANZE zeit nichts zu trinken und fühle mich gut dabei. Aber genau in der Situation, wo jegliche äußere Kontrolle weg ist machts BUMM und ich hau mir Bier hinter die Kiemen.

Ich bereue schon den Einkauf, ich bereue es schon beim Trinken und am nächsten Tag ist alles noch schlimmer.

Wieso mache ich sowas? Warum bin ich so unverbesserlich? Ist das psychische Abhängigkeit?

Bitte entschuldigt den Roman, ich würde sehr gern wissen, ob es noch andere so komische Menschen wie mich gibt und was ihr darüber denkt. Manchmal hat man selber einfach keinen Durchblick mehr und sieht den Wald vor lauter Flaschen nicht :(

SafeZone.ch-User schreibt:

Zur Ergänzung: Diese ganze Geschichte hier erstreckt sich über einen Zeitraum von ca. 11-12 Jahren.

LG

Frau Hülse


SafeZone.ch hat diese Frage beantwortet:

Guten Abend Frau Hülse

Herzlich willkommen im Forum!

Beim Lesen Ihrer Zeilen fällt auf, wie toll Sie es geschafft haben, vom täglichen, teilweise wohl ziemlich exzessiven Bierkonsum wegzukommen. Gratuliere, das ist eine bewundernswerte und starke Leistung, finde ich!

Nun beschäftigt Sie die Frage, ob Ihr heutiges Konsumverhalten eine psychische Abhängigkeit sein könnte. Sie nutzen die Gelegenheit zum Trinken, wenn Ihr Partner aus dem Hause ist. Dabei gehen Sie recht streng mit sich ins Gericht, bezeichnen sich als unverbesserlich und fragen sich, was mit Ihnen nicht stimmt.

Nun, ich vermute fast, dass sich die Routine eingeschlichen hat, von der Abwesenheit des Partners zu profitieren. Irgendwie schaltet das Gehirn wahrscheinlich quasi automatisch auf „Erlaubnis“. Dann kaufen Sie sich Bier - und schon bereuen Sie es…das Trinken macht vermutlich keinen grossen Spass, und der Tag danach ist sowieso schlimm.

Ob das auf eine psychische Abhängigkeit hindeutet? Oder ist es womöglich doch eher eine alte, jetzt ziemlich unerwünschte Gewohnheit, in die Sie ab und zu zurückfallen? Das ist schwierig zu beantworten - doch das Wichtigste am Ganzen scheint mir, dass Sie Ihr Verhalten stört und Sie sich deswegen Vorwürfe machen.

Sie möchten wissen, ob es andere so „komische“ Menschen gibt. Weil unser Forum leider nicht so häufig genutzt wird, kann es sein, dass Sie hier keine Antworten erhalten. Doch wenn Sie sich mit einer Fachperson über Ihre Fragestellung austauschen und vielleicht sogar Ideen finden wollen, wie Sie die unerwünschte Routine durchbrechen könnten, dann melden Sie sich doch bei unserer Mailberatung!

Viele Grüsse

Helen

Liebe User, falls jemand das von Frau Hülse beschriebene Biertrinken von sich selber kennt, dann meldet euch doch mit einem Beitrag!


SafeZone.ch-User schreibt:

Vielen Dank für die liebe Antwort, Helen!

Irgendwie bin ich ja ein bisschen beruhigt, ja, vielleicht ist es so, dass mein Hirn aus Gewohnheit auf "Erlaubnis" schaltet. Dieses Wochenende ist es wieder so weit, ich bin von Freitagabend bis Sonntag allein. Ich werde kein Bier kaufen, egal wie sehr mich mein Belohnungszentrum oder wer auch immer dazu überreden will.. Ich kann ja berichten, obs funktioniert hat :)

Falls es zu schwer wird, wende ich mich gerne an die Mailberatung!

Irgendwie war es mir nie so bewusst klar, dass es eine starke Leistung ist von dem vielen Konsum wegzukommen, so wie du schreibst. Ich sehe oft nur das Negative an mir und verachte mich dafür, dass ich überhaupt angefangen habe so viel zu trinken damals. Aber so bin ich generell, extrem selbstkritisch und nicht sehr nett zu mir :/ Ich will versuchen etwas mehr Selbstliebe zu lernen, kann ja nicht schaden :)

Ganz liebe Grüße

Frau Hülse


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Mein Freund trinkt, nimmt drogen und spielt. Und ich steh im zur Seite, aber ich bräuchte einfach mal ein paar Ratschläge wie ich weiter fahren soll.

In unserem Freundeskreis haben wir einen langjährigen "Schulkumpel", bei dem wir ein Alkoholproblem festgestellt haben. Einer unserer Freunde hat dies vor einigen Monate bei einem Telefonat bemerkt. Unser Freund konnte sich kaum noch artikulieren. So haben wir im Freundeskreis begonnen, uns mit der Sache zu beschäftigen und dem nach zu gehen. In Gesprächen mit der Familie haben wir nun herausgefunden, dass das Thema schon seit 2 Jahren bekannt ist, aber total vermutlich schon > 5 Jahre ein Thema ist. Uns gegenüber hat der Freund eine Kulisse aufrechterhalten. Vor kurzem haben wir es geschafft ihn aus seiner Wohnung zu holen und in eine Therapie zu bringen. Er hat diese aber abgebrochen. Wir haben den Eindruck, dass er den Ernst der Lage immer noch nicht erkennt. Wir haben auch feststellen müssen, dass ganze viele Geschichten aus den letzten Jahren schlicht gelogen waren. Unser Freund hat versucht ein Bild abzugeben und es aufrecht zu erhalten - sei es bezüglich Beruf, Vermögen oder Frauen/Sexualleben. Die Frau an seiner Seite hat aufgegeben und sich getrennt. Die Schwester ist extra in die Nähe gezogen, kommt aber auch nicht zu Ihrem Bruder durch. Wir Freunde fragen uns nun, wie wir mit der Sache am Besten umgehen. Wir wissen nun von den Lügen und diese hören auch nicht auf. Wir fragen uns, ob wir mehr Klartext reden müssen, Grenzen ziehen müssen, klare Veränderungen einfordern müssen. Oder ob es richtig ist zu helfen, obwohl Therapien immer wieder abgebrochen werden. Wir wollen ganz klar helfen. Aber wir haben das Gefühl, dass es nichts bringt solange unser alter Freund seine Situation nicht erkennt und einsieht, dass es eine längere Therapie braucht. Wir glauben, dass nicht nur der Alkoholismus therapiert werden muss, sondern auch was dahintersteckt. Wir gehen von einer Depression aus, z.B. aufgrund unverarbeiteter Geschichten in der Familie und nicht eingetretener Karrierevorstellungen.

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